DIE LEBENDE MUSIKBOX



Sieben Reihen von je sieben Knöpfen auf der Vorderseite eines schön bemalten Kastens lenken die Aufmerksamkeit der Gäste auf diverse Musiktitel und stellen die verlockende Frage, was wohl beim Drücken eines Knopfes geschehen könnte. Die Antwort erfolgt durch das rasche Öffnen von zwei Schwingtüren. Es erscheint ein Tenor in Frack, der das ausgewählte Lied a cappella vorträgt: „I'm singing in the rain". Und jäh wie die Box sich auftat, fallen ihre Türen wieder zu. Die Gäste lachen, klatschen und drängen nach vorne, um die nächste Nummer auszusuchen.

Zwischen George Frederick Takis und seinen Zuhörern beginnt ein reger Austausch, dessen Rhythmus von den auf- und zugehenden Schwingtüren angetrieben wird. Ein Teil des Reizes liegt in der wilden Reihenfolge der Titel: nach Rock-'n'-Roll ein zärtliches Liebeslied, „Wie mein Ahnl zwanzig Jahr“ zwischen „Life is a Cabaret” und „Santa Lucia”. Jede Stimmung wird einzeln ausgekostet, weicht daraufhin der nächsten Melodie im Zickzack der gedrückten Knöpfe. Die Heiterkeit der Gäste wächst von Lied zum Lied. Die Musikbox wird der Fokus für ein Gemeinschaftsgefühl, das bei bekannten Titeln wie etwa „Heidenröslein” oder „Yesterday” oft zum spontanen Gruppengesang führt.

Der Entertainer erscheint und verschwindet wie ein Kastenteufel. Die Knöpfe und die Schwingtüren wecken den Spieltrieb der Erwachsenen, verlocken zum ständigen Wiederholen des einfachen Vorgangs. Doch dieser Mensch ist kein bloßes Spielzeug, sondern ein klassisch ausgebildeter Sänger, der mit warmer, lyrischer Tenorstimme die erwünschen Gesänge zum Erklingen bringt. Er tritt in eine momentane, aber tiefgehende Beziehung zu jedem einzelnen, dessen Lieblingslied er singt. Die Eigenart dieser lebenden Musikbox liegt in der Verquickung von augenzwinkerndem Humor und musikalischem Können.



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